 Die 
				Stadt Warendorf hatte an jedem Stadttor wenigstens ein 
				Torhäuschen. Das Torhaus am Osttor wurde gerade in seinen 
				ursprünglichen Zustand zurückversetzt und ist nun ein 
				Torschreiberhaus-Museum.
Die 
				Stadt Warendorf hatte an jedem Stadttor wenigstens ein 
				Torhäuschen. Das Torhaus am Osttor wurde gerade in seinen 
				ursprünglichen Zustand zurückversetzt und ist nun ein 
				Torschreiberhaus-Museum. 
Zwei Torhäuschen stehen am Münstertor und bilden mit der Brücke über den früheren Stadtgraben und mit den Marienfelder Säulen einen schönen Eingang in die Altstadt.
Direkt vor diesem Eingangstor liegt der Wilhelmsplatz. Er wurde genutzt für die Kirmes, für Fettmarkt, für Viehverkäufe, Tierschauen und als Reitplatz für das Gestüt. Reges Treiben herrschte auf dem Wilhelmsplatz, besonders, wenn vor dem langen Jammer am südlichen Rand (heute Theater am Wall) Zigeuner mit ihren Wohnwagen, Karren, Zelten und Tieren lagerten. Aber, nirgendwo gab es ein öffentliches Klo - Toilette sagte man damals noch nicht.
				
				Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine „Bedürfnisanstalt“ immer 
				dringlicher gefordert. Bürgermeister Diederich, 35 Jahre lang 
				(1869-1904) Warendorfs umsichtiger und kluger Bürgermeister, 
				suchte nach einer Lösung. Das Torhäuschen an der Nordseite des 
				Münstertors wurde bis 1930 von der Gestütswärterfamilie Müller 
				bewohnt, denn bis 1889 hatte das Gestüt hier am Münsterwall 
				seinen Standort.
				
				 
				 Das 
				alte Torhäuschen südlich der Brücke war baufällig und stand 
				leer, hier könnte das Klohäuschen gut untergebracht werden. 
				Aber: Es stand im Schatten des eleganten Wohnhauses von 
				Professor Buschmann, Lehrer am Lehrerseminar. Er lebte mit 
				seiner unverheirateten Tochter Möhne in dem großen  Haus, 
				der Garten reichte bis zum Stadtgraben.
Das 
				alte Torhäuschen südlich der Brücke war baufällig und stand 
				leer, hier könnte das Klohäuschen gut untergebracht werden. 
				Aber: Es stand im Schatten des eleganten Wohnhauses von 
				Professor Buschmann, Lehrer am Lehrerseminar. Er lebte mit 
				seiner unverheirateten Tochter Möhne in dem großen  Haus, 
				der Garten reichte bis zum Stadtgraben. 
				 
				Möhne Buschmann war ganz entsetzt, als sie von den Plänen des 
				Bürgermeisters hörte. Eine Kloanlage direkt neben ihrem Hause! 
				Damit war sie nicht einverstanden. Sie bestürmte Bürgermeister 
				Diederich und schilderte anschaulich, welchen Anblick die Männer 
				böten, wenn sie die Kloanlage eilig aufsuchten. Außerdem war der 
				Gestank nicht zumutbar. Es gab ja noch keine geschlossene 
				Kanalisation, also müssten die Abwässer dieser Kloanlage in den 
				offenen Stadtgraben fließen - durch den Garten der Familie 
				Buschmann.
				 
Schon jetzt war der Gestank des Stadtgrabens oft unerträglich, vor allem, wenn es lange nicht geregnet hatte. Von den anliegenden Häusern wurden nämlich die Abwässer direkt in den Stadtgraben geleitet.
				Rund um die Altstadt führte dieser ehemalige Festungsgraben bis 
				zur Ems, von der er mit Wasser versorgt wurde. 
				
Mitten durch die Innenstadt führte die „Wippe“, ein schmaler Graben, der die Abwässer der Innenstadt aufnahm.
Er begann am Stadtgraben im Süden der Stadt, führte oberirdisch durch die Königstrasse, wurde unter den Häusern am Marktplatz durchgeführt bis zur Ems. Mit geringem Gefälle floss das Regenwasser und mancher Abfall in den Stadtgraben oder in die Ems. Bei Regen füllte sich dieser Graben mit reichlich Wasser und wurde so gründlich sauber gespült. Links neben der Emsbrücke, dort, wo früher ein kleines Waschbrett installiert war, ist noch heute die Einmündung der Wippe in die Ems zu sehen. Eine Kanalisation gab es in Warendorf erst nach dem ersten Weltkrieg.
Bürgermeister Diederich kannte die Probleme nur zu gut und hatte Verständnis für Möhne Buschmanns Anliegen. Er änderte die Pläne verlegte das Klohäuschen auf die andere Straßenseite. 1890 wurde eine kleine, adrette Bedürfnisanstalt mit einem „Plumpsklo“ gebaut – das WC, also das Wasser-Closett, war noch nicht erfunden, denn es gab noch kein „fließendes Wasser“. Das Klohäuschen war im Fachwerkstil an die Außenseite des Stadtgrabens gebaut, vom Wilhelmsplatz aus zugängig.
An der Nordseite dieses Häuschens stand in schöner Schrift:
“Wenn de in Noat bist, hier is`t Tied.“
(„Wenn du in Not bist, hier ist es Zeit.“ )
				 Diese 
				erste Warendorfer „Öffentliche Bedürfnisanstalt“ tat über 30 
				Jahre lang ihren Dienst und musste in den Zwanziger Jahren 
				abgebrochen werden, weil sie baufällig geworden war.Durch den 
				Bau eines Kanalisationssystems wurde auch der Stadtgraben 
				überflüssig. Viele Jahre lang diente er noch als Abfallgrube und 
				verschwand dann ganz.Rund um die Altstadt entstand auf dem 
				Gelände des alten Stadtgrabens die Promenade.
Diese 
				erste Warendorfer „Öffentliche Bedürfnisanstalt“ tat über 30 
				Jahre lang ihren Dienst und musste in den Zwanziger Jahren 
				abgebrochen werden, weil sie baufällig geworden war.Durch den 
				Bau eines Kanalisationssystems wurde auch der Stadtgraben 
				überflüssig. Viele Jahre lang diente er noch als Abfallgrube und 
				verschwand dann ganz.Rund um die Altstadt entstand auf dem 
				Gelände des alten Stadtgrabens die Promenade.
Die Torhäuschen sind erhalten geblieben und haben im Laufe der Jahre vielfältige Verwendungen gefunden.
								Die Autorin Eugenie Haunhorst geb. Göcke 
								wurde 1912 in Warendorf geboren und wuchs in 
								einer Lehrerfamilie mit vier Geschwistern auf. 
								Im Alter von 90 Jahren begann sie, Erinnerungen 
								aus ihrem Leben im Warendorf der 1920er Jahre 
								aufzuschreiben. Sie starb 2016 im Alter von 103 
								Jahren.
				
				
								Bilder: Archiv der Altstadtfreunde Warendorf (2)
								Archiv Haunhorst (2)
								alle Rechte vorbehalten: Eugenie Haunhorst 2006