An der Chaussee nach Münster wurde 1872 der neue
Bürger-Schützenhof gebaut – bislang hatten die Bürgerschützen ihr
alljährliches Schützenfest im heutigen „Alten Schützenhof“ bei Beermann
an der Landstraße nach Freckenhorst gefeiert. Jetzt war er zu klein
geworden. Die Bürgerschützen brachten insgesamt 6000 Taler für den Bau
des neuen Vereinslokals auf. Das Geld wurde zum großen Teil durch den
Verkauf von Bürgeraktien eingeworben. 750 Taler mussten allein für den
Ankauf des Baugrundes auf Kalthoffs drei Morgen großem Acker auf dem
Münsterfeld aufgewendet werden. Ende November 1871 erhielt der Entwurf
des Bauunternehmers Carle´ den Zuschlag, der sich verpflichten musste,
in höchstens vier Monaten den gesamten Gebäudekomplex fertigzustellen.
Alle Schützenbrüder packten mit an und leisteten unentbehrliche Mithilfe
– der Bürger-Schützenhof sollte ein steinernes Zeugnis von Bürgersinn
und Tatkraft werden.
Und es gelang – trotz vieler Unkenrufe! Pünktlich zum 1. Juli
1872 übergaben die beiden Bauunternehmer Th. Carle´ und B. Niemer den
zweistöckigen Bürgerhof mit der großen Halle an die Bürgerschützen und
das fulminante Einweihungsfest konnte gefeiert werden. In seiner
Festrede betonte der Schütze und Schriftführer Wewer, dass die neue
Festhalle mit der gemütlichen Gaststätte nun ein Ort sei, „wo der Bürger
nach heißen Stunden mühevoller Arbeit sich ausruhen und erholen kann, wo
der Freund dem Freunde seine tiefsten Herzensfalten aufdeckt, in Freud
und Leid Teilnahme findet, wo neue Freundschaftsbande geknüpft werden
und wo die gesamte Bürgerschaft jährlich freie, frohe Feste feiern
soll.“
Die Einweihungsfeierlichkeiten mit dem Festkonzert und einem
eleganten Festball wurden ein großer Erfolg. Allein 422 Flaschen Wein
konnten verkauft werden und der Reinerlös des Festes von 350 Talern
minderte den Schuldenberg.
Zu dem repräsentativen Gebäude mit der anschließenden Halle
gehörte der Schützenpark mit der Vogelstange, denn ein Schützenfest ist
immer ein Fest der ganzen Familie, die mit Spannung das Königsschießen
verfolgte. Für die erste Anlage des Schützenparks 1872 brachten die
Schützenbrüder Sträucher und Bäumchen aus ihrem eigenen Garten mit, bis
sie dann 1895 genügend Geld hatten, um den Schützenpark mit den Bäumen
und Sträuchern zu bepflanzen, die heute noch den Park ausmachen.
Hier im Bürger-Schützenhof und im Schützenpark wurde über 100
Jahre lang das jährliche Bürgerschützenfest gefeiert. Außerdem stand er
für Festveranstaltungen, Betriebsfeste, fröhliche Tanzveranstaltungen,
Karnevalsfeste, später für die alljährliche Prinzenproklamation,
Abiturfeiern, große Konzerte und Musicals und vielfältige Ausstellungen
zur Verfügung. Ja, der Schützenhof war das wichtigste Kulturzentrum
Warendorfs.
Als 1970 die notwendige Sanierung der Halle die Finanzen des
Bürgerschützenvereins überforderten, verkaufte der Verein den Bürgerhof
an den Möbelkreis und wanderte mit dem Schützenfest 1983 in ein Festzelt
im Emspark. Die Veranstaltungshalle und die Gastwirtschaft wurden weiter
betrieben. Viele Großveranstaltungen fanden weiterhin statt.
1994 verkaufte der Möbelkreis den Bürgerhof an die Bürgerhof
Warendorf GmbH (Herr Refradt und Herr Runde). Ziel war es damals, den
Bürgern eine repräsentative Veranstaltungshalle mit Restauration zur
Verfügung zu stellen. Die Käufer beabsichtigten, baldmöglichst ein Hotel
anzugliedert. Der Gesamtkomplex sollte ein überregionaler
Anziehungspunkt werden. Die Umbaukosten für die Halle und die Sanierung
des Restaurants, sowie die laufende Unterhaltung mussten komplett vom
neuen Besitzer geleistet werden. Da es aber unmöglich war, eine
öffentliche Veranstaltungshalle kostendeckend zu betreiben, bekamen die
Erwerber einen Investitionszuschuss von 3 Mio DM von der Stadt,
verteilt auf 10 Jahre (25.000 DM, später 12.500 € pro Monat). Bedingung:
Der Saal musste für Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Die Stadt
hatte ein Belegungsrecht für 10 unentgeldliche Veranstaltungen pro Jahr.
Dieses Public-Privat-Partnership sollte die Belastungen für die Stadt
möglichst gering halten. Als Kosten-Vergleich wurde immer die Stadthalle
Ahlen angeführt, deren Bau 8 Mio. DM gekostet hatte und jährliche
Betriebskosten von 1,5 Mio. DM verursachte. Das konnte und wollte die
Stadt Warendorf sich nicht leisten.
Der Bürgerhof aber blieb ein Sorgenkind. Die Bürgerhof GmbH
hatte permanente Geldprobleme, der innovative Eigentümer kam mit dem
Gesetz in Konflikt und landete im Gefängnis, was zur Folge hatte, dass
das Management zu wünschen übrig ließ. Die Politik tat das Ihre dazu,
indem die Parteien, die nicht hinter dem Bürgerhof-Konzept standen,
keine Gelegenheit ausließen, den Bürgerhof mit „Pleiten, Pech und
Pannen“ zu charakterisieren. Bei jeder Haushaltsplan-Beratung führte der
jährliche Zuschuss von 125.000 € zu endlosen Diskussionen.
Trotzdem gab es bis 2004 eine Vielzahl von Veranstaltungen:
Silvesterbälle, Karnevalsveranstaltungen, Diskos für Jugendliche,
Neujahrskonzerte und viele andere Konzerte, Violinwettbewerbe,
Abi-Bälle, Antikmärkte, Reichenbacher Treffen, Tagungen der Reiter, der
Versicherungen und Banken, Jäger und der Bauern, Firmenveranstaltungen,
Tanzwettbewerbe, Reptilienschauen und in den letzten Jahren große
türkische, russische, tamilische, afghanische Hochzeiten und
Familienfeste. Das gesetzte Ziel, durch die Stadthalle ein pulsierendes
Kulturleben mit großen Veranstaltungen von überregionaler Bedeutung nach
Warendorf zu holen, wurde nur eingeschränkt erreicht.
Im Februar 2000 musste die Bürgerhof Warendorf GmbH Insolvenz
anmelden. Der Pächter Avalon betrieb die Feierhalle trotzdem weiter. Die
Nord-LB als Hauptgläubiger suchte nun einen Käufer, was sich sehr
schwierig gestaltete. Im Dezember 2004 wurde der letzte städtische
Zuschuss gezahlt. Die Stadt hatte unverändert ein hohes Interesse daran,
dass der Bürgerhof auch weiterhin als Stadthalle geführt wurde. Darum
wurde grundbuchlich eine Zweckbindung als Verstaltungshalle für 30 Jahre
festgelegt. Nun unterbreitete Richard Henschen der Nord-LB ein
Kaufangebot. „Der Bürgerhof darf kein Spekulationsobjekt werden!
Warendorf und sein Umfeld soll zum Tagungsort werden. Der Bürgerhof soll
zu einer ausgewiesenen Tagungsstätte mit qualifizierter Gastronomie
umgebaut werden, denn die 40.000 Mitglieder des Verbandes der
Versicherungsvertreter haben einen hohen Tagungsbedarf.“, so berichtet
die Glocke am 3.12.2004.
2005 erwarb Richard Henschen den Bürgerhof für 400.000€. Er
„will es nicht für sich, sondern für die Gemeinschaft tun!“
Renovierungsarbeiten wurden im neuen Congress-Zentrum in Angriff
genommen und einige schöne Veranstaltungen fanden in der recht
ansehnlichen Halle statt. Dann änderte der Besitzer aber seine
Prioritäten, die Saalmiete wurde unerschwinglich hoch und jeder Kratzer
auf dem Fußboden und jede zerbrochene Scheibe erzeugte unerfreuliche
Diskussionen. Veranstaltungen kamen nicht mehr zu Stande, sogar die
Karnevalisten zogen mit ihren jährlichen Festen in eine Tennishalle.
Eine Restauration gab es auch nicht mehr. Der Bürgerhof war tot.
2009 erwirkte Richard Henschen mit seiner Schadenersatzklage, in der er die Rechtmäßigkeit der Zweckbestimmung als Veranstaltungshalle beim OLG Hamm anzweifelte, dass der Rat am 24.6.2009 dem angebotenen Vergleich mehrheitlich zustimmte (24 ja, 17 nein). Gegen eine Zahlung von 50.000 € wurde die Zweckbindung als Veranstaltungshalle aus dem Grundbuch gestrichen. Nun musste der Besitzer dieser Immobilie keine Veranstaltungshalle mehr vorhalten, Warendorf hatte seine Bürgerhalle aufgegeben!!! 2011 verkaufte Richard Henschen das Bürgerhofareal für 700.000€ an das Unternehmen Klass und Kock in Gronau. Der Rat der Stadt Warendorf ändert den Bebauungsplan, damit der Bürgerhof abgerissen, der Schützenpark durch das Fällen alter Bäume verkleinert werden konnte und die Firma K&K einen Supermarkt bauen konnte.
Dieser Beschluss wurde von vielen Warendorfer Bürgern mit
Unverständniss, ja mit Entsetzen wahrgenommen. Eine Flut von
Leserbriefen erschien in der Presse und bei den Protestkundgebungen des
Heimatvereins wurde immer wieder deutlich, dass unsere Stadt dringend
eine Stadthalle braucht, aber keinen Notstand bei Lebensmittelmärkten
hat, denn direkt gegenüber befindet sich der
Marktkauf, ein großflächiger Vollversorger mit überregionaler
Bedeutung. Die Proteste wurden zwar gehört, aber konnten kein Umdenken
in Politik und Verwaltung bewirken. Der historische Bürger-Schützenhof
mit der großen Feierhalle wurde abgerissen und durch einen Supermarkt
ersetzt.
Nun bestimmen gewerbliche Zweckbauten den ersten Eindruck, den
der Autofahrer am westlichen Ortseingang von unserer Stadt bekommt -
nichts, was uns von anderen Städten unterscheidet. Wie schön wäre es
gewesen, wenn aus dem 1872 erbauten Bürger-Schützenhof ein
städtebauliches Schmuckstück gemacht worden wäre, um die Neugierde der
Autofahrer zu wecken auf die historische Stadt Warendorf.
Ein Beispiel, wie es in anderen Städten gemacht wird
Mechtild Wolff
Regierunggspräsident Hackethal, Landrat Höchst
„Ganz Warendorf jubelt dem Kaiser zu“, so schrieb Wolfgang
Otterpohl in Erinnerung an den großen Tag am 12. November 1954.
Um
13.50 Uhr sollte Kaiser Haile Selassie von Äthiopien mit seinem Gefolge
in Warendorf mit einem Sonderzug eintreffen, direkt aus der
Bundeshauptstadt Bonn, wo er mit glanzvollen Staatsbanketts auf Schloss
Benrath geehrte worden war. Er war das erste ausländische
Staatoberhaupt, das der jungen Bundesrepublik einen offiziellen
Staatsbesuch abstattete. Und dieser Staatsbesuch kam in das kleine
Landstädtchen Warendorf - welch eine hohe Ehre.
Unser ansonsten eher trist wirkender Bahnhof war für die Visite
des Negus Negesti, des Königs der Könige, aufs Feinste herausgeputzt:
Roter Teppich, Empfangsbögen, Baldachin und Flaggenschmuck. Selbst die
Schienen waren von einem Sonderkommando poliert worden, damit der
kaiserliche Sonderzug auch zentimetergenau vor dem Treppchen zum Stehen
kam, das auf dem roten Teppich stand.
700 Polizisten, alle mit blank gewienerten Stiefeln und
Tschakos und
25 Kriminalbeamte sorgten für Sicherheit und
Ordnung. Über 200 Journalisten und 100 Photografen und das Fernsehteam
der Wochenschau standen für die Berichterstattung über dieses wichtige
Ereignis bereit.
Pünktlich auf die Minute rollte der kaiserliche Zug in den
Bahnhof ein und der Kaiser erschien am Fenster. Das Empfangs-Komitee
bestand aus Bürgermeister Josef Heinermann, Stadtdirektor Dr. Karl
Schnettler, Landrat Dr. Josef Höchst, dem Regierungspräsidenten Franz
Hackethal, dem Landesminister Dr. Johannes Peters und dem
Bundesernährungsminister Heinrich Lübke.
Auf
dem roten Teppich empfingen zwei Sextanerinnen der Marienschule,
Gabriele Bredenbröker und Anneliese Spiekermann, die Kaiserliche Hoheit
mit einem Gedicht und einem Blumenstrauß. Dafür bekamen sie von ihm
einen Maria Theresien-Thaler in Gold, was für die ersten Ahs und Ohs
sorgte. Nach der Begrüßung hielt Bürgermeister Heinermann eine herzliche
Empfangsrede für den 62 jährigen Monarchen, der in Begleitung des
Kronprinzen und der Kronprinzessin von Harra und des kaiserlichen
Gefolges war.
In
einer langen Autokolonne fuhren die prominenten Gäste im Schritttempo
durch die festlich geschmückte Stadt, 30 Standartenreiter ritten voraus
und Kaiser Haile Selassie folgte in einem Mercedes 300 Cabriolet.
In Höhe der Post ließ der Monarch trotz des trüben
Novemberwetters das Verdeck öffnen, um der Menge für den so begeisterten
Empfang durch würdevolles Winken zu danken.
Über
10.000 Menschen säumten die Straßen der Innenstadt und die 5000
Schulkinder, die schon seit 12 Uhr schulfrei hatten, schwenkten
begeistert die Fähnchen in äthiopischen und deutschen Nationalfarben.
Alle Häuser waren mit Fahnen geschmückt und die Straßen mit Wimpelketten
in Stadtfarben überspannt. Dieses farbenfrohe Bild überdeckte das eher
trübe Novemberwetter.
Im
Innenhof des Landgestüts wurde der kaiserliche Tross vom
Landstallmeister Bresges empfangen, begleitet vom Blitzlichtgewitter der
Presse aus ganz Deutschland und von den Scheinwerfern der Wochenschau.
Nachdem sich der Kaiser wieder würdevoll verneigt hatte, nahm er auf dem
Thronsessel der Ehrentribüne Platz, seine Füße ruhten auf einem
kaiserlichen Kissen. Die kleine Hengstparade, von Obersattelmeister
Juppe vorgeführt und die olympische Lektion, die der Primaner Rainer
Klimke ritt und Landstallmeister Bresges erläuterte, begeisterten den
Kaiser und sein Gefolge. Hier trug sich Kaiser Haile Selassi auch in das
Goldene Buch der Stadt Warendorf ein, natürlich mit einem goldenen
Füller.
Die
nächste Station war die Deula, wo die Tochter des Deula-Ingenieurs
Fischer seiner kaiserlichen Hoheit mit einem Hofknicks gelbe
Chrysanthemen und rote Nelken überreichte. Auch sie wurde mit einer
Goldmünze aus der kaiserlichen Hand belohnt. In der Deula wurden
hochmoderne Landmaschinen vorgeführt, von Kleingeräten für den Garten
bis zu den großen Mähdreschern der Firma Claas. Reich beschenkt mit
deutschen Industrie-Erzeugnissen, wie z.B. einer Buttermaschine der
Firma Westfalia aus Oelde verließ der kaiserliche Sonderzug pünktlich um
16.39 Uhr den Bahnhof in Richtung Hamburg, der letzten deutschen Station
der Reise.
Und
in Warendorf konnte wieder der Alltag Einzug halten, die Polizei und die
Reporter rückten wieder ab, aber bei all denjenigen, die dieses
denkwürdige Ereignis miterleben durften, ruft die Erinnerung noch heute
ein Hochgefühl hervor. Heute weiß man, dass dieser so sehr festliche und
perfekt abgewickelte Empfang des Staatsgastes der Stadt Warendorf einen
großen Imagegewinn brachte. Die wachsamen Augen des Protokollchefs der
Bundesregierung, Hans von Herwarth hatten alles genau registriert.
Quellen: Zeitungsberichte aus der Glocke zusammengestellt im
Sammelband 1 „Warendorf“ 2014
von Werner Offers
Berichte von Zeitzeugen und eigene Erinnerungen
Bilder: Kurt Heinermann erstellt von
Alfred Kaup
Text: Mechtild Wolff
Die Christuskirche – sie heißt erst seit 1949 so – wurde 1899 eingeweiht, wird also 116 Jahre alt. Damit ist sie etwa 40 Jahre jünger als die alte Kirche St. Johannes in Beelen (die 1969 abgebrochen wurde) und St. Margaretha in Ostenfelde und 30 Jahre jünger als St. Laurentius in Westkirchen. In diese Reihe gehört auch noch die private Kapelle St. Johannes in Vohren, die jetzt fast 160 Jahre alt geworden ist. Die Warendorfer Christuskirche ist hingegen ein Jahr älter als die Christuskirche in Neubeckum, die von demselben Architekten, nämlich Karl Siebold aus Bethel, gebaut wurde.
Alle genannten Kirchen scheinen sich sehr ähnlich zu sein, erstens, weil sie aus Backstein gebaut wurden und zweitens weil sie spitzbogige Fenster und Gewölbe besitzen. Das nannte man zu deren Bauzeit den „mittelalterlichen Styl“, der besonders für Kirchen geeignet schien. Heute wird dieser Stil als Neugotik bezeichnet; er war zu seiner Zeit weit verbreitet. Er erinnert an die großartigen gotischen Dome in Frankreich und Deutschland, nimmt sich aber zum direkten Vorbild die noch erhaltenen Bürgerkirchen in Westfalen. So sind auch die meisten Pfarrkirchen im Kreis Warendorf neugotisch; gegenüber ihren älteren Vorbildern sind sie erkennbar an ihrer besonders exakten und gotisch durchgestylten Bauausführung.
Mit dem bei den genannten Kirchen gleichen Umriss mit Turm und Kirchenschiff hören die Übereinstimmungen zwischen der Christuskirche und ihren Nachbarn schon bald auf. Zum Beispiel haben die Fenster der Christuskirche kein Maßwerk, also solche aus Sandstein geometrisch konstruierten Steinformen in den Fensterbogen, auf die sonst kein gotisches Fenster verzichtet. Siebold erinnert zwar an die Gotik, aber modernisiert sie und spart dabei Kosten. Auch seine sparsame Bauzier innen und außen entwickelt er durchweg nur aus Formziegeln. Zur Kostendämpfung wurde er vor allem vom Bauherrn, dem Konsistorium in Münster, angehalten. Erst sein dritter Entwurf war sparsam und bescheiden genug für die Gemeinde in Warendorf. So musste er auch anstelle eines Gewölbes eine Holzdecke einziehen. Dass er damit die Akustik in der Kirche nachhaltig verbesserte, hat sich spätestens dann herausgestellt, als der NWDR nach dem Krieg händeringend einen geeigneten Raum für Konzertaufnahmen suchte.
Die Christuskirche hat keine Seitenschiffe, sie ist also vom Raumtyp her ein Saal, im Unterschied zur mehrschiffigen Halle. Dafür hat sie zwei Querschiffe, die viele westfälische Hallenkirchen nicht haben. Bei Siebold dienen die Querschiffe dazu, möglichst viele Sitzplätze um die Kanzel herum zu scharen, denn die Christuskirche ist als Predigtkirche gebaut. Demselben Zweck dienen auch die nach dem Krieg aus Platzmangel eingebauten Emporen, mit denen Siebolds Idee von einer „dehnbaren Kirche“ verwirklicht wurde. Dass sie, vorreformatorischer Tradition folgend, zwischen Chorraum und Gemeinderaum trennt, ist dem „Eisenacher Regulativ“ von 1862 geschuldet, das bestimmte Regeln für den lutherischen Kirchenbau verbindlich vorgab, so mussten Kanzel und Taufstein an der Grenze zwischen Chor und Gemeinde aufgestellt, der Chor steinern gewölbt und durch Stufen erhöht werden, die Orgel war gegenüber dem Altar zu platzieren, und ein Mittelgang sollte vom Eingang zum Altar führen. Bezeichnend für die architektonische Handschrift Siebolds ist, dass er Chor- und Gemeinderaum in einzigartiger Weise verbindet, nämlich durch den nach hinten abgeschrägten großen Triumphbogen, in dem auf der einen Seite die Kanzel und gegenüber der Taufstein ihren Platz finden. Diesen Bogen kann man sozusagen als sein Markenzeichen ansehen. Hier hat bei der letzten großen Renovierung das Wort aus Hebräer 13,8 seinen den Raum beherrschenden Platz gefunden.
Die Holzdecke zeigt scheinbar einen offenen Dachstuhl. Sie wird durch eine aufwendige Unterkonstruktion gestützt. 16 auf Wandkonsolen aufgestellte Stiele tragen quer in den Raum zeigende Querbalken und werden jeweils durch ein Kopfband miteinander verbunden. Auf dieser Konstruktion überbrücken bogenförmige Hölzer den Innenraum. Sie treffen sich in der erhöhten Deckenmitte und deuten mit ihrer Krümmung das nicht vorhandene Gewölbe an. Querbalken und Bogenhölzer sind durch Zugstangen miteinander verbunden. Die Enden der Querbalken lässt Siebold durch Drachenköpfe verzieren, eine Deutung dieser Köpfe hat er allerdings nie gegeben. Auf dieser Holzkonstruktion werden Sparren der Dachneigung folgend aufgestellt, so dass man meinen kann, das Dach selbst zu sehen. Es ist aber nur die innere Raumschale, die oben in ihrem flach gehaltenen Mittelteil den kreuzförmigen Grundriss der gesamten Kirche nachzeichnet und den Mittelpunkt (die so genannte Vierung) durch sternförmig gelegte Balken betont. Diese besondere Bauweise findet sich schon in der englischen Gotik und wird dort „Hammer-beam-roof“ genannt, wir bezeichnen sie als Hammerbalkendach oder aber Sprengwerk mit Bogenstreben.
Den ganzen Innenraum der Kirche bestimmen in besonderer Weise seine Farben, das warme Weiß der Wände, das Rot der Ziegel an Wandpfeilern, Fenstereinfassungen, Gesimsen und Bogen, sowie das Braun des Holzes an Decke und Gestühl. An seinen Farben lässt sich ablesen, was den Raum gliedert und trägt und was ihn nur begrenzt. Alle architektonischen Teile sind in ihren Dimensionen harmonisch aufeinander abgestimmt und prägen damit das besonders ansprechende Bild dieser Kirche.
Die heutige Christuskirche hat eine lange, von vielen Rückschlägen geprägte Vorgeschichte, die eigentlich 70 Jahre zuvor begann. Parallel zur Gründung des Preußischen Landgestüts bildete sich in Warendorf eine evangelische Gemeinde, der auf königliche Anordnung hin die Marienfelder Kapelle neben dem Franziskanerkloster zugewiesen wurde. Schon nach wenigen Jahren unternahm die Gemeinde viele vergebliche Versuche, einen Ersatz für den schon früh viel zu kleinen Gottesdienstraum zu schaffen. Das ganze 19.Jahrhundert ist gekennzeichnet von Plänen, Anträgen und Rückschlägen in immer neuen Kreisläufen und Versuchen an verschiedenen Standorten in der Stadt bis hin zu Resignation und Stillstand, bis sich nach geduldigem Ausharren und mancherlei Kompromissen die heutige Lösung außerhalb des Promenadenrings fand. Die Kirche konnte auf dem verfügbaren Grundstück allerdings nicht nach Osten ausgerichtet werden, weil sie dabei zum Teil mit einer sehr aufwendigen und nicht bezahlbaren Pfahlgründung in den Stadtgraben hätte gesetzt werden müssen; deshalb zeigt sie nach Süden. Andererseits konnte das Grundstück mit Mauer, Portal und Gitter zu einem Kirchgarten gestaltet werden, in dem eine Lindenallee auf das Kirchenportal zuführt: alles in allem eine für unsere Stadt einmalige, sehr ansprechende Anlage.
Friedhofsrundgang des Heimatvereins mit Mechtild Wolff
Klönsonntag mit Mechtild Wolff
Zum Tag des offenen Denkmals:
Die Gesellschaft Harmonie in Warendorf
Heimatfest Mariä Himmelfahrt
Erlebte Geschichte: Mariä Himmelfahrt in den 1920er
Jahren von Eugenie Haunhorst
Unser engagiertes Ehrenmitglied Kurt Heinermann verstarb
im Alter von 91 Jahren
Anni Cohen und ihre Familie - von Warendorf nach Südafrika und Palästina
von Mechtild Wolff
Eduard Elsberg erbaute das erste große Kaufhaus in Warendorf
von Mechtild Wolff
Der
Elsbergplatz
von Dr. Bernward Fahlbusch
Das Fahrrad, ein wertvoller Besitz
von Eugenie Hauenhorst
Traditionelles Struwenessen an Karfreitag im Gadem am Zuckertimpen
Filmvorführung des Heimatvereins: "Als Warendorf sich wieder machte..."
Neujahrsgruß des Heimatvereins
Warendorfer Schriften Band 51/52 neu erschienen
Aus der Warendorfer Eisenbahngeschichte:
Der "Neue Bahnhof" in Warendorf von Mechtild Wolff
Aus der Warendorfer Eisenbahngeschichte:
Der "Alte Bahnhof" in Warendorf
Der Warendorfer Friedhof - Spiegel der Stadtgeschichte
Gebr. Hagedorn und Co, eine Landmaschinenfabrik mit Eisengießerei
Das Dezentrale
Stadtmuseum
ist in der Regel an Sonntagen von 15:00 - 17:00 Uhr geöffnet. Dazu
gehören das Rathaus, das Bürgerhaus Klosterstraße 7 mit den
handgedruckten Bildtapeten und das Gadem am Zuckertimpen 4
Der Eintritt ist frei.