Sehr verehrte, liebe Frau Wolff, liebe Vereinsmitglieder!
Ohne Wissen um die Vergangenheit fehlte uns die Orientierung in der
Gegenwart.
Und ebenso wären wir einer wichtigen Grundlage beraubt, mit Blick auf
unsere geschichtlichen Traditionen Visionen für die Zukunft zu
entwickeln. Heimat- und Geschichtsvereine (gleich welchen Namen sie
tragen) haben hier eine wichtige Funktion: Sie pflegen, erweitern und
vermitteln das Wissen über die eigene Vergangenheit. Sie sind
unverzichtbarer Bestandteil der heimischen Geschichts- und
Erinnerungskultur, d.h., sie gestalten mit, wie das kollektive
Geschichtsbewusstsein in der Öffentlichkeit seinen Ausdruck findet.
Die Satzung Ihres Vereins nennt im § 2 acht Arbeitsgebiete, u.a. auch
„die Einflussnahme auf die Stadtentwicklung und die Gestaltung der
heimatlichen Umwelt.“ Daraus folgt eine Aufgabe als Ideengeber,
Initiator, aber eventuell auch als Mahner und Korrektiv für den
politischen Raum, konkret für den beschließenden Stadtrat. Auch diese
Aufgabe ist unverzichtbar, auch wenn der Rat der Meinung des
Heimatvereins nicht immer folgen mag.
Ich nenne nur zwei Beispiele: Sowohl der Abriss der Villa Sophia im Jahr
1974 wie der des Bürgerhofes im Jahr 2012 erfolgten mit Ratsmehrheit
gegen die Position des Heimatvereins. Mindestens hinsichtlich der Villa
Sophia wird man heute sagen: Der Heimatverein hatte die bessere, leider
demokratisch unterlegene Position.
Umso wichtiger ist es – und das wünsche ich mir sehr – dass Ihr Verein
auch künftig Positionen entwickelt und im politischen Raum vertritt,
also zukunftsprägend für unsere schöne Stadt Warendorf bleibt. Prägend
auch deshalb, weil all diejenigen, die sich für unsere Geschichte
interessieren, dank des Heimatvereins herausragende Einblicke in das
Leben und Miteinander unserer Vorfahren nehmen können.
Am Montag, den 30. November 1970, wurde der Heimatverein erneut
gegründet.
In knapp 55 Jahren hatte er – und das ist beachtlich – gerade einmal
fünf Vorsitzpersonen, jede amtierte also im Schnitt für elf Jahre.
[Leidinger 1970 – 1983, Krewerth 1983 – 1995, Bülte 1995 – 2004, Funken
2004 – 2010, Wolff 2010 – 2025]
Sie, liebe Frau Wolff halten dem Heimatverein bereits seit über 50
Jahren die Treue und haben die Geschicke des Vereins in den letzten 15
Jahren als Vorsitzende gelenkt. Davor waren Sie als Mitglied des
Warendorfer Stadtrates rd. 20 Jahre im Kulturausschuss aktiv. In diesen
35 Jahren haben Sie sich voll neuer Ideen, mit unwahrscheinlichem
Aufwand und einem immer feinen Blick für Details für das kulturelle
Leben in der Stadt und ganz besonders für die Ziele Ihres Vereins
eingesetzt.
Und sie haben viele und vielfältige Aspekte unserer Vergangenheit in
Wort und Schrift gefasst. Der Kiepenkerl, die Warendorfer Schriften,
aber auch das Jahrbuch Münsterland sind prall gefüllt mit Ihren
Beiträgen. Eine lange Zeit ehrenamtlicher Tätigkeit – und zugleich der
Beweis dafür, dass die Pflege des Geschichtsbewusstseins eben nicht ohne
das Ehrenamt gedeihen kann.
Ein für unsere Stadtgeschichte sehr wichtiger Beitrag Ihres Wirkens ist
zudem eng mit Ihrer Familiengeschichte verbunden. Denn Sie haben sich
des Erbes Ihrer Mutter, Eugenie Göcke, verheiratete Haunhorst
(1912-1913) angenommen, u.a. durch das Publizieren der „Erlebte
Geschichte“ genannten Erinnerungen. Eugenie Haunhorst ist vielen hier
noch in Erinnerung, nicht nur als entschiedene Ratsfrau (1961-1979),
sondern vor allem auch als Kuratorin des Heimathauses. Ihr
ehrenamtliches Wirken fand seinen Ausdruck 1991 in der Verleihung der
Zuhorn-Plakette.
Liebe Frau Wolff, ich spreche Ihnen meine hohe persönliche Anerkennung
für Ihr Wirken aus und danke Ihnen als Bürgermeister im Namen der
gesamten Stadtgemeinde aus vollem Herzen.
Möge Ihr Engagement vielerorts Vorbild sein und das Wirken des
Heimatvereins in Ihrem Sinne auf den Ihrerseits gelegten Pfaden
fortgeführt werden.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!