Der Leinenhändler Heinrich Kleine
von Mechtild Wolff

Mit der Leinwand fuhren die Verleger dann mit Pferd und Wagen zu ihren Kunden bis ins Ruhrgebiet, an der Ostsee und nach Holland. Mit prall gefüllter „Geldkatze“ kamen sie zurück. So machte es auch der Warendorfer Leinenhändler Heinrich Kleine (1630-1700). Er war um 1630 als Sohn eines „geringen Leinentuchmachers“ geboren worden und kannte das Geschäft von der Pieke auf. Sein Vater war trotz aller Anstrengungen arm geblieben, das wollte Heinrich Kleine nicht. Darum begann er einen Leinenhandel und kam zu Geld. Er erbaute an der Oststraße (später Haus Leopold) ein dreistöckiges Haus, in dem er seinen Leinenhandel betrieb, seine Vorräte lagerte und mit seiner Familie wohnte. 1678 sorgte er dafür, dass auch Mitglieder des Leinentuchmacheramtes im Rat der Stadt vertreten waren und er wurde zum Ratsherren gewählt, später sogar zum Bürgermeister. Seine Umgangsformen waren nicht gerade zimperlich. So ist überliefert, dass er den Rat in einer Sitzung so gröblich beleidigte, dass er dazu verurteilt wurde, die sieben steinernen Kreuzweg-stationen am Prozessionsweg von Telgte nach Münster auf seine Kosten zu errichten.

Ferner ist überliefert, dass er einmal seine „Geldkatze“ mit vielen Gold- und Silberstücken kurz vor seiner Heimkehr nach Warendorf verlor. In seiner Not machte er das Gelübde, dort eine Kapelle zu erbauen, wo er sein Geld wiederfände. Er ritt seinen Weg zurück und fand die unversehrte „Geldkatze“ in Gröblingen und errichtete an der Stelle eine barocke Rundkapelle zu Ehren der schmerzhaften Muttergottes. Auf dem Altar ließ er das kleine Kruzifix aufstellen, das er bei Umbauarbeiten hinter seinem Haus an der Oststraße in der Erde gefunden hatte.  

Die Kapelle, die auch Kreuzkapelle genannt wird, ist heute noch das Zentrum der Bauerschaft Gröblingen.

 

Die Warendorfer Tuchmacher

Neben der Leinenweberei blühte in Warendorf die Tuchmacherei. Das Gewerbe der Tuchmacher war das Spinnen und Weben mit Wolle.

1818 wurden hier in der Umgebung 21.500 Schafe gezählt. Aber auch auf dem Wollmarkt in Paderborn deckten sich die Warendorfer Tuchmacher mit Wolle ein. Die angefertigten Tuche wurden in der Legge von Beamten der Gilde geprüft und abgestempelt.

An der Ems, dort, wo 1923 das Elektrizitätswerk gebaut wurde, stand die Walk- Öl- Bock- und Lohmühle. In dieser Walkmühle wurde das Tuch, das wie ein grobes Sacktuch aussah, durch Druck mit gleichzeitig schiebender Bewegung äußerst fest zu einem dichten Filz verarbeitet. Seit 1890 wurde die Warendorfer Walkmühle nicht mehr gebraucht, denn die Hausweberei verschwand. Schon längere Jahre hatten die Tuchmacher in Bramsche walken lassen, da die hiesige Walkmühle nicht mehr in Ordnung war.

Der Tuchmacher Stockmann versorgte die sächsische Provinz der Franziskaner mit dem nötigen Kuttentuch, bis um die Wende des 19. Jahrhunderts diese selbst in Warendorf im sog. Waschhaus am Kloster eine Weberei einrichteten. Hier stellten Laienbrüder für die sächsische Ordensprovinz und für die von ihr gegründete Ordens-provinz in Süd- und Nordbrasilien das Tuch für die Habite her.

Die letzten Tuchmacher in Warendorf waren die Gebrüder Ketteler, Bauer, Achtermann und der Gärtner Heinrich Stockmann sowie der Kohlenhändler Bernhard Hörster, die Anfang alle um 1900 das Gewerbe wechselten, da die Tuchweberei ihnen nicht mehr den Lebensunterhalt einbrachte.

Der letzte „Wandmaker“ war der „Gewandmacher“ Bauer. Er betrieb sein Handwerk auf seinem Handwebstuhl im Hause Lüningerstraße 1. Mit ihm ist dieses Gewerbe in Warendorf ausgestorben. Zu einer maschinellen Tuchmacherei ist es hier nie gekommen.

 

 

 

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