NS-Bürgermeister Lorenz Tewes, Dipl. Ing.; 1898-1970
Bürgermeister von 1934-1938
Vorgänger: Dr. Heinz Kreuzer 1932-1934
Nachfolger: Kurt Hachmann 1938-1941

Das am 15. Dezember 1933 erlassene Gemeinde-Verfassungsgesetz machte mit der kommunalen Selbstverwaltung auch in Warendorf ein Ende. Der Bürgermeister und die Gemeindevertreter wurden jetzt von der NSDAP benannt.

An 30. Mai 1934 wurde der neue Bürgermeister Dipl. Ing. Lorenz Tewes aus Essen von der NSDAP in sein Amt eingesetzt. Er war schon seit 1932 Parteigenosse, mit der Verwaltung einer Gemeinde hatte er noch nie zu tun gehabt. Neben seinem Amt als Bürgermeister fungierte er zugleich auch als Kreisleiter der Partei und konnte so von zentraler Stelle aus für die ideologische Ausrichtung der Kreisstadt im Sinn des neuen NS-Staates sorgen. Das System funktionierte wie gewünscht, zumal auch die beiden Lokalzeitungen „Die Glocke“ und der „Neue Emsbote“ gleichgeschaltet waren.

Auf seine Untergebenen in der Stadtverwaltung übte er Druck aus, damit sie in die NSDAP eintraten und der Partei üppige Spenden zukommen ließen. Sein Handeln wurde unterstützt von dem NS-Landrat Josef Gerdes (1884-1959), der einer der ganz linientreuen Nazis (Parteieintritt 1925) war. Aktiver Widerstand war hochgefährlich, aber der passive Widerstand funktionierte offensichtlich. Die Bediensteten der Verwaltung sollten natürlich bei den Sammlungen des Winterhilfswerks und bei den Eintopfsonntagen mit gutem Beispiel vorangehen. Es erzürnte Bürgermeister Tewes sehr, dass ausgerechnet an diesen Sonntagen viele seiner Untergebenen auffallend häufig verreist waren und sich so ihrer Verpflichtung entzogen. Auch Ortsgruppenleiter Vannahme bemängelte, dass Behördenangestellte und Beamte außerhalb des Dienstes nicht ordnungsgemäß mit dem Deutschen Gruß grüßten. 1934 war es sogar vorgekommen, dass auf den Hitlergruß mit „Heil Muckermann“ geantwortet wurde. Das bezog sich auf den Münsteraner Jesuitenpater Heinrich Muckermann, der dem NS-System eine deutliche Absage erteilte, was ihn schon 1934 in die Emigration zwang.

  

 

Die wirtschaftliche Lage in Warendorf wurde immer schlechter. Durch das Importverbot für hochwertige Baumwolle kam die Inlettweberei zum Erliegen. Bürgermeister Tewes versuchte einen Vorstoß beim Reichswirtschafts-ministerium, weil die Firma Brinkhaus ein wichtiger Arbeitgeber war, der praktisch den gesamten Bettenhandel im Westen Deutschlands versorgte, aber ohne Erfolg. Ein typisches Beispiel für die Misswirtschaft der NS-Zeit, die die hohe Arbeitslosigkeit noch verschärfte. Zwischen 1935 und 1938 verließen 350 Bürger die Stadt Warendorf, weil sie hier ihr Brot nicht mehr verdienen konnten. Die Einwohnerzahl sank auf 8600. Ein Grund lag auch darin, dass Warendorf im Verkehrsabseits lag. An der Autobahnabfahrt Neubeckum gab es nicht einmal einen Hinweis auf Warendorf und die Straßenverbindungen nach Münster und Bielefeld waren schlecht.

 

Textfeld: 1935 Mariä Himmelfahrtsbogen mit Hakenkreuzfahne

Permanente Auseinandersetzungen hatten die Kirchen mit dem NS-Staat. Bürgermeister Tewes legte die Vorschriften bezüglich der Katholischen Vereine, Büchereien etc. besonders regimekonform aus. Auch die kleinen Wimpelketten als Beflaggung zu Mariä Himmelfahrt verbot er als unzulässige Kirchensymbole in der Öffentlichkeit. Interessant ist es, dass 1935 vor dem Bogen an der Freckenhorster Straße zwei Hakenkreuzfahnen so an die Leitung für die Straßenlampe gehängt wurden, dass der Eindruck vermittelt wurde, die Madonna sei mit zwei NS-Fahnen geschmückt worden.

Bürgermeister Tewes engagierte sich mehr für sein Amt als NSDAP-Kreisleiter als für seine Aufgaben als Bürgermeister. Darum waren die Warendorfer nicht erstaunt, als Tewes 1938 das dominant katholisch geprägte Umfeld verließ und als Kreisleiter in den vergrößerten Kreis Ahaus-Coesfeld wechselte. Er war dort kein Verwaltungsbeamter mehr, sondern ausschließlich der hochdotierte  parteipolitische Leiter des neuen Großkreises, der den Bürgermeistern übergeordnet war. Warendorf war nur eine Stufe auf seiner parteipolitischen Karriereleiter gewesen.

Mechtild Wolff 2019

 

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