Bericht von der Geschichtswerkstatt Textilindustrie am 10. 1. 2013
Das nahtlose Hemd von Peter Stoffels und Betriebsfeste und Betriebsausflüge der Inlettweberei Brinkhaus und Velourweberei Kreimer
von Mechtild Wolff

 

Drangvolle Enge herrschte im Tapetensaal bei der 8. Textilwerkstatt des Heimatvereins. Hochgespannt waren die über 30 Teilnehmer auf das berühmte nahtlose Leinenhemd aus Freckenhorst. Ulrich Röhrs erzählte von seinem Ur-Großvater Peter Stoffels, einem besonders kreativen und begabten Handweber, der vor fast 170 Jahren dieses nahtlose Hemd aus feinem, englischem Leinen gewebt hatte. Durch dieses Hemd, bei dem sogar die Knöpfe, die Knopflöcher und das Bündchen angewebt waren, erlangte der 1817 geborene Peter Stoffels überregionale Berühmtheit und erhielt auf der Gewerbeausstellung in Berlin große Belobigung. Außerdem gewährte ihm der König eine Prämie von 800 Talern und ein Stipendium über 600 Taler. Aus Dankbarkeit webte Peter Stoffels für König Friedrich Wilhelm IV. ein Familienbild und ein Wappen.

 

 

Durch das Stipendium an der Höheren Weberschule in Elberfeld erhielt Peter Stoffels eine exzellente Ausbildung und beste Zeugnisse. All diese Dokumente konnten bei der Textilwerkstatt betrachtet werden. Das nahtlose Hemd ging durch die Reihen und erregte große Bewunderung.

 

Ein weiteres Thema der Geschichtswerkstatt waren die Betriebsausflüge und Betriebsfeste der Nachkriegsjahre. Das Motto war: „Wer hart arbeitet, soll auch lustig miteinander feiern können.“

Die Textilfirmen verstanden sich als große Familien und sie wussten genau, wie wichtig es ist, dass sich die Betriebsangehörigen mit ihrer Firma identifizieren, ja, für ihre Firma durchs Feuer gehen.

Bei den fast jährlich stattfindenden Betriebsausflügen und Festen wurde den Mitarbeitern so richtig etwas geboten. Die Firmen scheuten im wahrsten Sinne des Wortes keine Kosten und Mühen, um diesen Tag zu einem wahren Erlebnis werden zu lassen, von dem noch lange gesprochen und lange  gezehrt wurde.

Diese Betriebsfeste und Ausflüge muss man im Kontext der Zeit betrachten. In den 1950er Jahren war das Geld knapp und ein Arbeitnehmer hatte höchst selten ein eigenes Auto und kam nicht oft aus dem kleinen Landstädtchen heraus. Die Sehnsucht nach der „großen, weiten Welt“ war enorm. Ein Betriebsausflug löste darum große Begeisterung aus.

 

Mechtild Wolff zeigte viele Fotos von Festen und Ausflügen  aus der Blütezeit der heimischen Textilindustrie. Die Inlettweberei Brinkhaus und die Velourweberei Kreimer machten erlebnisreiche, manchmal sogar zweitägige Ausflüge mit dem Sambaexpress an den Rhein und an die Mosel, zum Hermannsdenkmal, nach Holland, nach Amsterdam und nach Rotterdam. Schöne Erinnerungen wurden von den ehemaligen Brinkhäusern und der TEKA-Familie erzählt zu den Bildern der Betriebsfeste, die in neuen Betriebshallen, im Bürgerhof, auf einem Bauernhof oder im Schützenzelt gefeiert wurden. Den Teilnehmern der Textilwerkstatt machte dieser Ausflug in die Vergangenheit ganz offensichtlich viel Spaß.

Beim nächsten Treffen am Donnerstag, den 14. Februar 2013 stehen noch einmal die Mitarbeiter im Mittelpunkt. Wie wurde die Ausbildung der Lehrlinge gefördert, wie wurden Jubilare geehrt, wie wurden die Rentner verabschiedet?

 

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Bilder: Poschmann, Mechtild Wolff, Archiv des Heimatvereins und der Altstadtfreunde

 

 

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