Textiler Stadtrundgang des Heimatvereins:
„Auf den Spuren der Handweberei und der Textilindustrie in Warendorf“ (3. 6. 2018)
von Mechtild Wolff, Bilder: Wolfgang Reisner

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Viele Jahrhunderte lang hat Warendorf von der Weberei gelebt. Gibt es noch Spuren dieser textilen Vergangenheit in unserer Stadt?

Dieser Frage ging am Sonntagmorgen eine große Gruppe Heimatvereinsmitglieder und interessierter Bürger nach.

Die Vorsitzende des Heimatvereins, Mechtild Wolff erklärte in der Kurzen Kesselstraße und in der Lilienstraße, dass viele dieser Gademe früher Weberhäuschen waren. Der Webstuhl klapperte hier den ganzen Tag und das Leinen sorgte für das tägliche Brot. 1662 gab es 400 dieser Kleine-Leute-Häuser, heute schmücken noch 60 liebenswerte Gademe die Altstadt.

Die Firma „Anton Eickholt und Erben“ richtete 1838 eine Faktorei an der Langen Kesselstraße ein, in der 38 Jaquard-Handwebstühle aufgestellt waren, auf denen feinste Damast-Tischwäsche und Bettwäsche  produziert wurde. In ganz Europa war die Qualität dieses feinen Leinens bekannt. Selbst die britische Königin Viktoria ließ sich hier ihre Tischwäsche weben, mit dem eingewebten Bild des Kölner Domes und 1847 fertigte die Fa. Eickholt für König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen Tischwäsche und Mundtücher in feinster Damast- und Gebildweberei an mit dem eingewebten Namenszug der Königin und einer Abbildung von Burg Stolzenfels am Rhein. Das war wirklich hohe Handweberkunst.

Mechtild Wolff führte die Gruppe dann zum Haus Bispinck an der Münsterstraße. Das hochherrschaftliche Wohnhaus wurde leider abgerissen, erhalten blieb der Alterssitz des Textilfabrikanten Christoph Bispinck mit seinen eleganten Jugendstil-Elementen.

An der Oststraße, am Stammhaus der Familie Zumnorde, erfuhren die Rundgangsteilnehmer, dass viele der prächtigen Bürgerhäuser von den Textilhändlern gebaut wurden, die durch ihren europaweiten Handel mit dem Warendorfer Leinen zu Wohlstand kamen und Warendorf zum Erblühen brachten. Die mechanische Weberei aus England wurde aber im 19. Jahrhundert zu einer vernichtenden Konkurrenz, sodass die einst reiche Leineweberstadt Warendorf verarmte. Erst Hermann Josef Brinkhaus und Eduard Wiemann änderten diese Notlage durch den Bau der ersten mechanischen Weberei an der Kirchstraße.

Textiler Stadtrundgang 021 (1024x768) Die Weber konnten nun wieder ihren Lebensunterhalt verdienen, endlich waren die Jahre des Niedergangs vorbei. Mit der mechanischen Weberei machte Warendorf seinem Namen als bedeutende Textilstadt wieder alle Ehre. Das Industriezeitalter hatte auch in Warendorf begonnen!

Diese spannende Geschichte erzählte Mechtild Wolff zuerst im Tapetensaal des Hauses Klosterstraße 7 und begann mit Dr. Katzenbergers Tochter Maria Anna, die hier im Tapetensaal ihren geliebten Leutnant Heinrich Ostermann heiratete und Hermann Josef Brinkhaus, der hier die Ostermanntochter Johanna heiratete und hier eine Faktorei betrieb. In diesem Haus wurde der Grundstein für die Firma Brinkhaus gelegt

An der Kirchstraße sind die ehemaligen Fabrikgebäuden der Weberei „Brinkhaus und Wiemann“ und später „Wiemann und Bispinck“ eindrucksvolle Zeitzeugen. Der Rundgang endete schließlich am Pförtnerhäuschen der früheren „Inlettweberei H. Brinkhaus“, die 1879 von Hermann Josef Brinkhaus begründet wurde und zur größten Inlettweberei Europas mit zeitweise über 1000 Mitarbeitern wurde.

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Mit einer lebhaften Diskussion über die Zukunft der heutigen Industriebrache endete die informative Führung, für die sich die Teilnehmer bei der Heimatvereinsvorsitzenden Mechtild Wolff herzlich bedankten.

Einladung zum Textilen Stadtrundgang des Heimatvereins
Termin: Sonntag, den 3. Juni 2018 um 10 Uhr
Treffpunkt: Stadtbücherei, Kurze Kesselstraße 17
Thema: Von der Handweberei zur Textil-Industrie

 

 

Was haben diese Gebäude mit der Textilgeschichte der Stadt Warendorf zu tun? Dieser Frage will die Vorsitzende des Heimatvereins Mechtild Wolff bei dem Stadtrundgang „Auf den Spuren der Handweberei und der Textilindustrie in Warendorf“ am kommenden Sonntag nachgehen.

Schon im 16. Jahrhundert war Warendorf bekannt für seine hochwertigen Leinen- und Damastprodukte. Noch heute finden sich in der Altstadt Spuren aus der Zeit der berühmten „Warendorfer Leinwand“, aber auch Produktionsgebäude aus der ersten Zeit der Industrialisierung und der Blütezeit der Warendorfer Textilindustrie. Es ist fast in Vergessenheit geraten, dass unsere Stadt im letzten Jahrhundert zu den bedeutenden Textilstandorten Deutschlands gehörte. Viele Familien fanden hier einen sicheren Arbeitsplatz.

An den Originalstandorten soll am kommenden Sonntag die Geschichte der heimischen Textilindustrie lebendig gemacht werden. Der Heimatverein lädt zu diesem „Textilen Stadtrundgang“ herzlich ein. Die Teilnahme ist wie immer kostenlos.

 

 

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