Anschaulich
und in hohem Maße fachkundig war der Vortrag von Diplombiologe Dr.
Günter Bockwinkel, Bielefeld, über Auswirkungen der
Gewässerrenaturierung. Der Arbeitskreis Emsinsel hatte zu einer weiteren
Informationsveranstaltung im Rahmen der Reihe „Die Emsinsel für
alle“ eingeladen.
Gut besucht war der Saal im Hotel Emshof am Mittwochabend. Die Moderation des Abends hatte Werner Starke vom AK Emsinsel. Die Besucher waren gekommen, um sich die fachlichen Zusammenhänge und das Potential einer Gewässerrenaturierung erläutern zu lassen. Nach der EU-WRRL (Europäische Wasserrahmenrichtlinie) sind die Mitgliedsstaaten verpflichtet, die wichtigsten Fließgewässer in einen guten Zustand oder, wenn sie durch den Menschen erheblich verändert worden sind, zu einem guten Potenzial zu entwickeln. Der Vortrag bezog sich ausdrücklich nicht auf die Planungen zur Warendorfer Emsinsel, sondern auf Konkretisierungen anhand von drei vorbildlichen Beispielen im Gewässerauenprogramm Nordrhein-Westfalens.
Im Stadtteil Einen ging es um die Schaffung von eigendynamischer Entwicklung und die Durchgängigkeit für Wasserlebewesen aller Art in einem rein sandgeprägten Flachlandfluß, vom Bachflohkrebs bis zum Steinbeißer. In einem weiteren Beispiel, der Lippeseeumflut bei Paderborn, wurden die Lippe und der See wieder getrennt, denn der Fluß floss bislang durch den See und bewirkte die Ablagerung von Sand- und Geröllsedimenten. Durch die großen Temperaturunterschiede zwischen Fluss und See wurden zudem die Wasserlebewesen beeinträchtigt. In besonderem Maße beeindruckte die Renaturierung der Ruhr im Stadtgebiet Arnsberg. Man hat der Ruhr, ein schottergeprägter Fluss, quer durch Arnsberg in einem ca. 60 Meter breiten Korridor eine eigendynamische Entwicklung ermöglicht.
In allen drei Beispielen überzeugte die ausgesprochen positive
Resonanz der Bürger vor Ort, denn nicht nur für Fauna und Flora, z. B.
Flussregenpfeifer und blühenden Wasserhahnenfuß,
sondern auch für die Menschen war die Natur zurückgewonnen. Erstaunliche
Auswirkungen zeigen sich in den Synergieeffekten: Verbesserungen des
Hochwasserschutzes, der Ökologie, der Naherholung und des Tourismus.
Nach einer angeregten Diskussion mit Fragen an den Referenten, in der auch immer wieder Warendorfer Aspekte, z. B. der Hochwasserschutz, sensibles Thema war, wurden weitere Ansteckpins „Warendorfer Lindenblatt“ des Künstlers Klaus Ring überreicht. Etliche engagierte Warendorfer, die sich für eine bürgerfreundliche Zukunft der Emsinsel einsetzen, nahmen das Schmuckstück entgegen, darunter die Vorsitzende des Kneipp-Vereins Christel Hoof, der Leitende Baudirektor der Stadt Peter Pesch und Alwin Wiggering, u.a. Vorsitzender des städtischen Ausschusses für Umwelt, Planung und Verkehr.
Franz Reinhard/ Sigfrid Krebse
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3 Fotos unter Wahrung der Urheberrechte, s. Anhänge
Die Situation an den Gewässern in Nordrhein-Westfalen ist oft ähnlich: begradigte Flussabschnitte, Unterbrechung des Flusslaufs durch Staustufen, mit Steinpackungen befestigte Ufer – aber keine Möglichkeit einer eigendynamischen Entwicklung des Gewässers. Dies trifft sowohl auf die größeren und mittleren Flüsse (z. B.: Ems, Lippe und Ruhr) wie auch auf kleinere Bäche zu. Dadurch geht der Kontakt des Flusses/des Baches zu den umliegenden Auebereichen und der ökologisch sehr wichtige und aktive Übergangsbereich zwischen Wasser und Land verloren. Darüber hinaus ist das Gewässer unattraktiv für die Bevölkerung.
Viele Städte und Gemeinden haben in den vergangenen Jahren kontinuierlich Maßnahmen im Sinne der „Europäischen Wasserrahmenrichtlinie“ (WRRL) umgesetzt. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Gewässerökologie, sondern im weitesten Sinne auf die gesamte Stadtentwicklung. Neben den ökologischen Verbesserungen und dem Hochwasserschutz spielt auch die Thematik „Erlebbar machen des Flusses“ für die Naherholung und Freizeitnutzung (Tourismus) der Bevölkerung eine große Rolle. Der 'Arbeitskreis Emsinsel' (Heimatverein Warendorf e.V./ Altstadtfreunde Warendorf e.V.) lädt zu einem Vortrag von Diplom–Biologe Dr. Günter Bockwinkel ein: Mittwoch, den 11.11.2015 um 19.00 Uhr im Hotel Emshof, Warendorf, Sassenbergerstr.39 Dr. Bockwinkel ist Geschäftsführer der NZO-GmbH, Büro für Landschaftsplanung, Bewertung und Dokumentation in Bielefeld. Er wird an Hand von Beispielen die Auswirkung der Umsetzung der „WRRL“ für die Tierwelt, die Pflanzen, den Menschen und die Stadtentwicklung darlegen.